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Klientelismus

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Klientelismus ist ein System personeller, ungleicher Abhängigkeitsbeziehungen in politischen Apparaten, zwischen einflussreichen Personen und ihren Klienten auf der Grundlage von Leistung und Gegenleistung. Betrachtet man diese Form asymmetrischer Beziehung von Seiten der einflussreichen Person aus, spricht man auch von Patronage. In Österreich wird statt von Patronage meist von Protektion gesprochen.

Der Klientelismus ist ein Organisationsschema mit zugleich feudalistischen und familiaristischen Strukturelementen. Er ist eine Sonderform parochialpartizipatorischer (politischer) Kultur, die von der anthropologischen Analyse aus gesehen einzig eine Tauschbeziehung zwischen zwei Personen mit ungleich verteilten Machtchancen darstellt. Diese Tauschbeziehung beruht auf der Basis gegenseitiger Interessen und wechselseitiger Hilfe.

Die Klientel (lateinisch clientela, ursprünglich juristische Institution des Schutzverhältnisses[1]) ist eine Gruppe von Klienten, im Alten Rom wie heute noch als die Person, die einen Anwalt befragt oder für sich sprechen lässt (cluere: hören, gehorchen). Im Mittelalter wurde bei der Weiterverwendung römischen Rechts auch die Bezeichnung „cliens“ und „advokatus“ beibehalten.

Politischer Klientelismus

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Politischer Klientelismus bezeichnet den Tausch von Gefälligkeiten, Gütern und Dienstleistungen von Seiten parteipolitischer Führungspersönlichkeiten gegen politische Unterstützung oder Loyalität, etwa in Form von Wahlstimmen, von Seiten der Klienten. Sehr verbreitet ist diese Praxis bis heute in Lateinamerika, bekannt für modernen politischen Klientelismus ist z. B. die Peronistische Partei in Argentinien. Gerade in armen Stadtvierteln werden Abhängigkeiten geschaffen, indem etwa Sozialleistungen von der Gemeindeverwaltung über Mittler (englisch: Broker) an die Bedürftigen verteilt werden und sich so die politische Unterstützung für den bevorzugten Kandidaten gesichert wird, indem z. B. der Erhalt von Lebensmitteln oder Medikamenten an den Besuch von Parteiveranstaltungen gekoppelt wird.

Der Historiker Heinz A. Richter hält den Klientelismus für das wesentliche konstitutive Element aller Balkanstaaten, die unter dem Muhtar-System des Osmanischen Reiches gestanden haben, inklusive Griechenlands.[2][3]

Der politische Klientelismus ist eine Form der Korruption.[4][5]

Verwandte Begriffe

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  • Manfred Berger: Oettingen-Spielberg, Sophie Marie Antionette Leontine Melanie Julie Fürstin zu, Gründerin der ersten Patronage, in: Hugo Maier (Hrsg.): Who is who der Sozialen Arbeit. Lambertus, Freiburg 1998, ISBN 3-7841-1036-3, S. 443 f.
  • Wolfgang Reinhard: Freunde und Kreaturen. „Verflechtung“ als Konzept zur Erforschung historischer Führungsgruppen: Römische Oligarchie um 1600. Voegel, München 1979.
  • Ronald Weissman: Taking Patronage Seriously. Mediterranean Values and Renaissance Society. In: Francis William Kent, Patricia Simons (Hrsg.): Patronage, Art, and Society in Renaissance Italy. Oxford University Press, Oxford 1987, S. 25–46.
  • Hans-Heinrich Nolte (Hrsg.): Patronage und Klientel. Ergebnisse einer polnisch-deutschen Konferenz. Böhlau, Köln u. a. 1989.
  • Charles Giry-Deloison (Hrsg.): Patronages et clientélismes 1550–1750. France, Angleterre, Espagne, Italie. Colloque tenu à l'Institut Français du Royaume-Uni (Londres) du 3 au 5 mai 1990. Villeneuve-d’Ascq 1995.
  • Sharon Kettering: Patronage in Sixteenth and Seventeenth Century France. Ashgate, Aldershot u. a. 2002.
  • Antoni Mączak: Ungleiche Freundschaft. Klientelbeziehungen von der Antike bis zur Gegenwart. Aus dem Polnischen von Peter Oliver Loew. Fibre-Verlag, Osnabrück 2005.
  • Antoni Mączak (Hrsg.): Klientelsysteme im Europa der frühen Neuzeit (= Schriften des Historischen Kollegs. Kolloquien. Bd. 9) Oldenbourg, München 1988, ISBN 978-3-486-54021-5 (Digitalisat)
  • Paul D. McLean: The Art of the Network. Strategic Interaction and Patronage in Renaissance Florence. Duke University Press, Durham u. a. 2007.
  • Birgit Emich, Jens Ivo Engels, Ronald G. Asch (Hrsg.): Integration – Legitimation – Korruption. Politische Patronage in Früher Neuzeit und Moderne. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 2011.

Einzelnachweise

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  1. Jutta Kollesch, Diethard Nickel: Antike Heilkunst. Ausgewählte Texte aus dem medizinischen Schrifttum der Griechen und Römer. Philipp Reclam jun., Leipzig 1979 (= Reclams Universal-Bibliothek. Band 771); 6. Auflage ebenda 1989, ISBN 3-379-00411-1, S. 179 f.
  2. Rainer Hermann: Fessel Klientelismus. Finanzhilfen allein retten Griechenland nicht. Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 24. August 2012, S. 10
  3. Information und Musik, Deutschlandfunk, 22. Februar 2015
  4. Manfred G. Schmidt: Wörterbuch zur Politik (= Kröners Taschenausgabe. Band 404). Kröner, Stuttgart 1995, ISBN 3-520-40401-X.
  5. Eva Kreisky: Korruption (Memento des Originals vom 31. Januar 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/evakreisky.at Glossar, 2005
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Klientelismus
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